Kalligrafie : Kulturgut, Kunst, Kommunikation, Leidenschaft

Der Begriff „Kalligrafie“ bezeichnet die Kunst des „schönen Schreibens“ und ist eine Zusammensetzung aus dem altgriechischen „kalos“, das etwas Schönes oder Gutes, Wertvolles, Echtes bezeichnet und „grafein“, das hineingraben oder ritzen, schreiben oder auch malen bedeutet. Eine Kalligrafie ist im weiter gefassten Sinn nicht nur eine oberflächlich schöne oder harmonische Schrift, sondern ein Schriftbild, das Kraft und Ausstrahlung, Lebendigkeit und Rhythmus hat. Sie konkurriert nicht mit der typografischen Perfektion eines Druckerzeugnisses, sondern ist echte, individuelle Handarbeit. Kalligrafen sind also Schriftkünstler, die nicht die Perfektionierung der Handschrift anstreben, sondern historische und moderne Schriften studiert haben, sie selbst schreiben können und ihnen eine individuelle Form und Ausdrucksstärke verleihen. Im besten Fall spiegelt sich die Freude an der Ausübung dieser Kunst in den Ergebnissen ihrer Arbeit wider und erreicht den Betrachter.

Die Einsatzmöglichkeiten der Kalligrafie sind so vielfältig, wie Sprache und Schrift selbst. Sie reichen vom Entwurf eines Logos, eines Werbeschriftzuges oder Namenszeichens bis zur kunstvollen Gestaltung eines Schriftbildes mit Hilfe unterschiedlicher Medien. Beim Schreiben mit Feder oder Pinsel entstehen unverwechselbare Schattierungen von hell und dunkel, die einem Schriftstück die einmalige, lebendige Note verleihen.

Die Kalligrafie eines Gedichtes, Lebensmottos oder Lieblingszitats auf hochwertigem Papier und passend gerahmt ist ohne Zweifel ein sehr schönes und ganz persönliches Geschenk.

Im arabischen und asiatischen Kulturkreis kommt der Kalligrafie seit Jahrhunderten eine ununterbrochen hohe Bedeutung zu. Kalligrafien sind Schmuckelemente in der Architektur, man findet sie an exponierten Plätzen im öffentlichen Raum ebenso wie im privaten Umfeld der Menschen, wo sie ihre positive Energie entfalten sollen.

Das japanische Wort „Shodo“ bedeutet „Weg des Pinsels/des Schreibens“ und dieser Weg gehörte in Japan wie zuvor schon im alten China ebenso zur allseitigen Ausbildung des Menschen wie seine Fähigkeit zur Meditation und seine Kampfkünste.

Leider ist vielen Menschen in unserer Welt der Schnelligkeit, der Massenproduktion und digitaler Perfektion der Begriff der Kalligrafie gar nicht mehr bekannt. Dank der engagierten Arbeit von Kalligrafen und Freunden dieser jahrhundertealten Kunst erfährt sie aber zunehmend eine Renaissance in unserer westlichen Kultur, wie viele andere fast vergessene (Handwerks-)Künste, deren Produkte an Wert gewinnen, je seltener sie sind.

 

Mit der Hand zu schreiben, lernen wir als Kinder wie malen, zeichnen, basteln usw. Parallel dazu tippen und wischen wir fix auf Tastaturen und Displays. Wird die Handschrift bald überflüssig ? Aktuell beschäftigt dieses Thema Wissenschaft, Bildungseinrichtungen und Medien stark. Viele Kinder schreiben kaum noch verbunden, sie schreiben in Druckbuchstaben, auch oft kreuz und quer - es muss schnell gehen, wie vieles andere in ihrem Alltag.

Wozu also etwas langsam und konzentriert tun, das sich auch ganz schnell tippen und drucken lässt? Gerade deshalb. Weil es sich nicht schnell erlernen lässt, weil es Zeit braucht und Ruhe. Weil ich in dieser Zeit etwas über mich selbst erfahre - bin ich vorsichtig oder traue mich, mal einen kühnen Pinselstrich zu setzen? Wie bin ich, wenn etwas nicht gelingt - sind meine "Fehler" nur nervig oder treiben sie mich an? Lerne ich aus einem Misserfolg und kann mich motivieren, auch wenn vieles in den Papierkorb wandert?  "Der Weg ist das Ziel" trifft hier 100%ig zu.

Unsere Handschrift spiegelt die Persönlichkeit wider, der Lernprozess fördert so viele kognitive Fähigkeiten, ob im Kindesalter oder später, wenn die grauen Zellen beginnen, faul zu werden... ;) 

 

Ich finde es gerade heute wichtig, menschliche Talente und Fähigkeiten nicht zu verlieren, die unsere einmalige Phantasie und Kreativität hervorbringen, unsere Sinne schärfen, die Hingabe, Geduld und Konsequenz lehren und uns Befriedigung und Stolz auf unsere eigene, von Hand geschaffene Arbeit geben.

Weil wir eben mehr können, als Maschinen zu bedienen, auf Tastaturen zu tippen oder über Monitore zu wischen.

 

Glücklicherweise entdecken zur Zeit wieder viele Menschen die Freude an der Entwicklung einer schönen Handschrift und beschäftigen sich mit Kalligrafie, Handlettering oder der sogenannten "modernen Kalligrafie", die beim Erlernen mehr Freiheiten bietet und in kurzer Zeit schöne Erfolgserlebnisse schafft.

 

Von einer echten Handarbeit weiß jeder, was sie von einem maschinell erstellten oder vervielfältigten Produkt unterscheidet. Sie ist ein Unikat. Wird es zum Geschenk, drückt es eine ganz besondere Wertschätzung aus.

Schreibe ich für jemanden per Hand, ist es fast dasselbe, als würden wir direkt miteinander sprechen. 

Schrift verbindet uns miteinander wie Sprache und Handgeschriebenes drückt persönliche Verbundenheit aus.

 

Es erfreut das Herz, wenn das geschriebene Wort als Geschenk empfunden wird, wenn uns ein Gruß erreicht, wir aus ein paar Worten neue Kraft schöpfen können oder jemand einfach „Danke“ sagt – persönlich, handschriftlich.